Manchmal haben wir als Eltern den Eindruck unser Kind trinkt nicht genug. Um festzustellen ob dies eine subjektive oder objektive Beobachtung ist, hilft nur eins: ein Trinkprotokoll führen. Vielleicht reicht das schon aus, um zu merken, dass das vermeintliche Problem gar keins ist. Sollte das Kind allerdings tatsächlich „trinkfaul“ sein, ist ein wenig Unterstützung unsererseits gefragt. Solltet ihr ernsthafte Bedenken haben oder den Eindruck, dass die Ursache körperlich oder krankheitsbedingt ist, sucht bitte euren Kinderarzt auf!
Die Gründe und Auslöser für das Trinkverhalten sind häufig sehr unterschiedlich und individuell. Dem einen Kind schmeckt es einfach nicht, das andere kann den Becher nicht leiden und das nächste blockiert bei dem Thema, weil schon ein massiver Druck seitens der Eltern aufgebaut wurde.
Ich habe ein paar Ideen & Tipps gesammelt, die hoffentlich dazu beitragen werden, dass dieses Thema bald auch bei euch entspannt betrachtet werden kann.
- Wie ich schon hier geschrieben habe: Getränke sollten niemals als Druckmittel, Belohnung oder Bestrafung eingesetzt werden! Trinken, ebenso wie essen, ist selbstverständlich und nicht an das Verhalten („Du warst böse, es gibt keine Limo.“ oder „Du hast so toll auf mich gehört, als Belohnung gibt es eine Limo.“) oder Leistungen („Erst musst du den Teller leer essen, dann gibt es den Kakao.“ oder „Du warst so fleißig beim aufräumen, dafür hast du dir einen Kakao verdient.“) des Kindes gekoppelt.
- Getränke sollten, wenn irgendwie möglich, frei zugänglich sein. Ein Glas Wasser, ein Krug oder eine Flasche in Kinderhöhe laden zum trinken ein. Und erinnern das Kind gleichzeitig auf seinen Durst zu achten. Ein zusätzlicher Anreiz kann entstehen, wenn das Kind Glas oder Becher selber aussuchen darf.
- Kinder haben von Natur aus ein gutes Gespür für Durst. Leider untergraben wir dieses häufig mit unserem Verhalten. Wenn wir zu einem Kind sagen: „Du kannst unmöglich Durst haben, du hast doch gerade erst ein Glas getrunken.“, stellen wir sein Urteilsvermögen in Frage. Das Kind wird auf Dauer verunsichert, ignoriert sein Durstgefühl und wird von der Fremdsteuerung (Eltern, Erzieher) abhängig. Damit nehmen wir dem Kind die Eigenverantwortung ab. Diese später von dem Kind wieder einzufordern, wenn es etwas älter ist, sorgt in der Regel für Schwierigkeiten. Es gilt also: trinken nach Bedarf.
- Es ist aber natürlich in Ordnung, das Kind ans trinken zu erinnern. Kinder sind häufig intensiv in ihre Beschäftigungen versunken und nehmen dabei das ein oder andere Bedürfnis nicht sofort wahr. Ein freundliches Nachfragen kann also Sinn machen. Dafür muss ich das Kind aber nicht in seiner Tätigkeit unterbrechen, sondern kann eine Pause nutzen. Die Entscheidung des Kindes sollte ich dann aber auch akzeptieren und nicht zum trinken drängen.
- Manche Kinder haben Vorlieben bei den Trinkgefäßen bzw. mögen das aktuell angebotene einfach nicht (mehr). Probiert einfach mal ein anderes aus: Schnabeltasse, Becher aus Plastik, Glas (wie die Erwachsenen es benutzen), Strohhalme, Tassen (mit Griff), Flasche aus Plastik oder Metall mit verschiedenen Aufsätzen. Manche Kinder möchten auch einfach gerne selber einschenken (wir haben so ein Exemplar) und sind mit einem kleinen Krug und passendem Glas zufrieden.
- Es kann auch hilfreich sein zusammen zu trinken. Wenn Mama oder Papa genussvoll das Glas Wasser leert, kann das mehr Überzeugungsarbeit leisten als ein minutenlanger Monolog. Vielleicht darf das Kind sogar an Mamas Glas nippen? Oder die Puppe/ das Kuscheltier hat Durst, möchte aber gerne den Becher mit dem Kind teilen? Vorbild sein zahlt sich auch hier aus.
- Häufig kann auch eine kleine Herausforderung motivieren. Mama oder Papa füllt morgens die Lieblingstrinkflasche mit einem Getränk, schafft das Kind es diese bis zum Abend leer zu trinken?
- Lustige Namen für Getränke können diese gleich schmackhafter erscheinen lassen. Tigerdrink, Piratenbrause oder eine Kraftbowle locken eher als eine Saftschorle oder Früchtetee. Eventuell hat das Kind einen Held (Buchfigur, TV- Figur, Papa, der beste Freund, …) der ein spezielles Lieblingsgetränk hat und dieses nur mit ihm teilt. Fantasie kann hier einiges ins Rollen bringen.
- Wenn das Kind partout nicht trinken möchte, kann die Flüssigkeitszufuhr auch mit Hilfe von Breien, Suppen, Pürees, Smoothies oder Eintöpfen erhöht werden. Auch wasserreiches Obst und Gemüse kann einen guten Beitrag leisten z.B. Gurke, Melone, Salat, Zucchini, Radieschen, Paprika, Apfel, Erdbeeren, Orange, …
- Mineralwasser hat häufig einen typischen Eigengeschmack. Einfach mal eine andere Sorte ausprobieren, vielleicht schmeckt die dem Kind besser. Generell ist es sinnvoll die Mineralwassermarke alle paar Woche zu wechseln, um eine ausgewogene Aufnahme von Mineralstoffen zu gewährleisten.
- Während manche Kinder die Kohlensäure toll finden und diese sie zum trinken animiert, kann die Säure aber durchaus die Magenschleimhaut reizen und ein ungutes Gefühl bei den Kindern hinterlassen. Auch hier gilt es auszuprobieren, ob das Kind eher mit stillem oder kohlensäurehaltigem Mineralwasser besser zurecht kommt.
- Ein Sprudelgerät kann für ältere Kinder sehr spannend sein. Sie stellen so ihr eigenes „Blubberwasser“ her, das ihnen vielleicht besser schmeckt als ein abgepacktes.
- Tee kann im Sommer kalt als Eistee serviert werden. Den gibt es nicht jeden Tag und er ist was besonderes. Das weckt Interesse bei den Kindern und zumindest davon probieren wollen sie sicher. Leckere Kombis mit Saft sind z.B. Melissentee oder Fenchel-Anis-Kümmel mit Apfelsaft, Holunder mit Traubensaft, Waldbeere mit Johannisbeersaft. Einfach mal rumprobieren, vielleicht können die Kinder auch mithelfen. Mit Eiswürfeln, Strohhalm und Fruchtstücken serviert eine spannende Abwechslung.